Das Lineelement Ärztliche Gesprächsführung B (ÄGF B) ist im sechsten Studiensemester implementiert. Im Kleingruppenunterricht üben und reflektieren die Studierenden ihre kommunikativen Kompetenzen in klinisch relevanten anspruchsvollen Gesprächssituationen. Wesentliche didaktische Elemente sind das Rollenspiel mit SchauspielpatientInnen und das Feedback (Schauspielpatient, Peers, Video)
Im Rahmen einer großen Evaluierungsstudie wurde die Einstellung der Studierenden und deren Selbstwirksamkeitserwartungen erhoben (Masterarbeit von Birgit Hladschik-Kermer zum MME, Heidelberg).
Erstmals wurde die Einstellung österreichischer Studierender gegenüber dem Erwerb kommunikativer Kompetenzen erhoben.
Sie ist durchwegs positiv, wobei weibliche Studierende positiver (und weniger negativ) eingestellt sind, als ihre männlichen Kollegen. Beeinflusst wird die Einstellung auch von der Erfahrung der Lehrenden. Je erfahrener die DozentInnen, desto wichtiger schätzen die Studierenden den Erwerb kommunikativer Kompetenzen ein.
Die Bewertung der Nützlichkeit des Feedbacks durch Lehrveranstaltungsleiter, SchauspielerInnen und StudienkollegInnen korreliert linear mit der Einschätzung der kommunikativen Kompetenzen. Studierende, die beispielsweise das Feedback der StudienkollegInnen als hilfreich erlebten, erreichten im Mittel signifikant höhere Werte bei der Selbsteinschätzung zu „Gespräch anpassen“(p=,001), „adäquater Umgang mit Emotionen der PatientInnnen“ (p=,010), „eigene/s Emotionen/Verhalten reflektieren“ (p=,001), „schwierige Botschaften vermitteln“ (p=,001), „konstruktives Feedback geben und annehmen“ (p=,000) und „eigene Stärken/Schwächen kennen“ (p=,000). Hilfreiches Peerfeedback beeinflusst auch die Einstellung signifikant.
Fazit
Die Einstellung der Studierenden gegenüber dem Erwerb kommunikativer Kompetenzen wird maßgeblich von der Lehrerfahrung, nicht jedoch vom Beruf (Arzt/Ärztin bzw. Psychologe/Psychologin) der Lehrenden beeinflusst. Die Studierenden können durch die Lehrveranstaltung die vorgeschriebenen Lernziele erreichen. Stärksten Einfluss auf die Selbsteinschätzung der Studierenden hat das Feedback durch die Peers. Die Wirkung des Peer-Feedbacks wird jedoch häufig unterschätzt (Hattie 2012). Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, einer expliziten Förderung der Feedbackkompetenz der Studierenden durch die Lehrenden (Gan, 2011).
In der ÄGF B wird das berücksichtigt, indem nur mit dem Unterrichtskonzept vertraute und erfahrende Lehrende eingesetzt werden.
In der Fortbildung „Kommunikative Kompetenzen an der Medizinischen Universität Wien lehren“ werden die Lehrenden ebenso auf den Unterricht vorbereitet, wie auch durch die regelmäßigen Lehrendenschulungen und Feedbackrunden im Rahmen der ÄGF B.
Mag. Dr. Birgit Hladschik-Kermer, MME
(Koordinatorin ÄGF B)
Literatur:
Gan, J. S. M. (2011). The effects of promt and explicit coaching on peer feedback quality. Unpubl. doctoral diss., University of Auckland, Auckland. Available online at researchspace.auckland.ac.nz//handle/2292/6630
Hattie, J. (2012). Visible learning for teachers. Maximizing impact of learning. London, New York: Routledge.
Neumann, E., Obliers, R., Schiessl, C., Stosch, C. & Albus, C. (2011). Studentische Evaluations-Skala für Lehrveranstaltungen mit Simulationen der Arzt-Patienten-Interaktion (SES-Sim). GMS Z Med Ausbild, 28 (4), Doc56.
Rees, C., Sheard, C. & Davies, S. (2002). The development of a scale to measure medical students' attitudes towards communication skills learning: the Communication Skills Attitude Scale (CSAS). Medical Education, 36, 141-147.
Speidel, V., Heintz, S., Willms, L., Hayer, L., Greß, H. & Köllner, V. (2012). Einstellung von Studierenden zum Erlernen kommunikativer Fertigkeiten – Validierung der deutschsprachigen Version der Communication Skills Attitude Scale (CSAS-D). Poster am Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 05.-08.10.2011, München.
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